Automatisierte Wirkstoffentwicklung
Zu den veränderten Bedingungen des Erfindens
Die Entwicklung medizinischer Produkte und Arzneimittel bildet den Tätigkeitsschwerpunkt von Unternehmen in der Pharmaindustrie. Gerade die Entwicklung neuer Arzneimittel verlangt nach hoch spezialisierten Mitarbeitenden und ist sowohl zeit- als auch kapitalaufwendig. Forschende suchen auf der Basis ihres Erfahrungsschatzes nach Wirkstoffen, welche in Bezug auf ein definiertes Ziel eine bestimmte Wirkung haben. Nach der Identifikation möglicher Wirkstoffe erfolgt auch die Synthese dieser Wirkstoffe für die industrielle Produktion auf der Basis der Versuche der Expertinnen und Experten.
Mit dem Ziel diesen Prozess zu vereinfachen und zu beschleunigen wird seit einiger Zeit versucht, Formen der Künstlichen Intelligenz (KI) einzusetzen. Dadurch lassen sich in kurzer Zeit grosse Datenmengen durchsuchen und strukturieren. Diese Verfahren werden als computer-assisted drug design, automated drug design oder de novo drug design bezeichnet. Die Erwartungen an dieses KI-gestützte Wirkstoffdesign sind hoch und es ist damit zu rechnen, dass schon bald sehr viel genauere Prognosen, etwa bzgl. der jeweiligen Moleküleigenschaften getroffen werden können. Die Forscherinnen und Forscher werden dadurch zwar nicht obsolet; es ändert sich aber deren Rolle.
Insbesondere im Bereich des Patentrechts wirft dieses geänderte Zusammenspiel zwischen "Mensch und Maschine" mehrere Fragen auf, welche am ZLSR gegenwärtig von Prof. Dr. Alfred Früh untersucht werden. Bereits stark diskutiert wird die Frage nach Schutzmöglichkeiten von "Erfindungen" durch KI und inwiefern sich dafür ein Schutz rechtfertigt. Weitere Fragen stellen sich indes, wenn man die automatisierte Wirkstoffentwicklung als Symptom der sich verändernden Bedingungen des Erfindens begreift, etwa: Sollen auch Unternehmen Erfinder sein können? Oder: Ist der Schutz der Erfinderpersönlichkeit nicht ohnehin obsolet?
Publikationen:
Früh, A. (2021) “Inventorship in the Age of Artificial Intelligence”, SSRN, https://ssrn.com/abstract=3664637
Früh, A.; Haux, D.H. (2021) "Künstliche Intelligenz als Erfinder:in?"